In Atmosphäre und Ozeanen: Studie enthüllt alarmierenden Trend
In Atmosphäre und Ozeanen: Studie enthüllt alarmierenden TrendMikroplastik breitet sich rasant in Ozeanen und Atmosphäre aus. Selbst strengste Umweltmaßnahmen können dies kaum stoppen.Von Philipp Rall – 2025-04-17T15:01:08+00:00Seit den 1950er-Jahren wurden weltweit über 10.000 Teragramm Plastik produziert. Diese riesige Menge hat zu einer globalen Verschmutzung geführt – von abgelegenen Bergregionen bis in die tiefsten Teile der Ozeane. Eine aktuelle Studie unter der Leitung des niederländischen Biogeochemikers Jeroen Sonke modelliert erstmals umfassend, wie sich Plastik – insbesondere Mikroplastik – über Land, Meer und Atmosphäre verteilt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass bisherige Schätzungen die tatsächliche Umweltbelastung stark unterschätzen.Im Jahr 2015 befanden sich bereits 263 Tg Plastik in den Weltmeeren. Der Großteil davon liegt nicht sichtbar an der Oberfläche, sondern ist in tieferen Wasserschichten und Meeresböden abgelagert. Nur ein kleiner Teil treibt sichtbar auf dem Wasser oder sammelt sich an Stränden. Gleichzeitig zeigen die Modellrechnungen, dass auch an Land gewaltige Mengen Plastik lagern – vor allem in offenen Deponien und schlecht verwalteten Abfalllagern.Um die Zukunft der Verschmutzung durch Plastik besser einschätzen zu können, simulierten Sonke und sein Team im Rahmen ihrer im Fachjournal Science Advances veröffentlichten Studie vier politische Szenarien bis zum Jahr 2100:Die beiden letzteren Szenarien streben an, bis 2060 nahezu keine falsch entsorgten Plastikabfälle mehr zu erzeugen. Dennoch zeigen die Modelle, dass sich die positiven Effekte erst deutlich später bemerkbar machen. Grund dafür ist die anhaltende Zersetzung von Altplastik, das über Jahrzehnte hinweg Mikroplastik freisetzt.Auch interessant: „Außergewöhnliche Situation“ alarmiert Forscher: Klimakrise übertrifft alle PrognosenKleine Mikroplastikpartikel sind besonders problematisch. Sie breiten sich leicht über Wind und Wasser aus und bleiben lange in Umwelt und Atmosphäre. Ihre Konzentrationen steigen – selbst bei den ambitioniertesten politischen Maßnahmen – weiterhin an. In Flüssen und Abflüssen sind die Belastungen um ein Vielfaches höher als im offenen Meer. Diese Partikel gefährden nicht nur aquatische Ökosysteme, sondern auch die menschliche Gesundheit.Der Eintrag von Plastik aus der Umwelt an Land in die Ozeane und die Atmosphäre nimmt laut Modell kontinuierlich zu. Ohne Gegenmaßnahmen könnten sich diese Mengen bis 2060 verdreifachen. Auch bei Globaler Ambition oder Systemwandel verlangsamt sich dieser Trend nur. Grund ist das sogenannte Altlastenproblem: Plastik, das sich bereits in der Umwelt befindet, gelangt weiterhin ins Meer, obwohl kaum noch neuer Müll dazukommt.Die Studie macht deutlich, dass es nicht ausreicht, ausschließlich neue Abfälle zu vermeiden. Die bereits vorhandene Plastikmenge in der Umwelt zersetzt sich weiter, fragmentiert zu Mikroplastik und verteilt sich global. Besonders kritisch sind Deponien in Küstennähe – weltweit gibt es über 100.000 davon, viele davon ungesichert und durch Erosion gefährdet. Auch moderne Deponien sind keine dauerhafte Lösung, wenn Plastik langfristig freigesetzt werden kann.Auch interessant: Forscher waren „viel zu optimistisch“: Dieser Faktor könnte Weltwirtschaft torpedierenEs braucht daher mehr als nur gute Recyclingquoten und Produktionsgrenzen. Die Forschenden empfehlen, bestehende Altlasten gezielt zu beseitigen – zum Beispiel durch sichere Einlagerung oder kontrollierte Verbrennung. Ohne diese zusätzlichen Maßnahmen lässt sich die Belastung von Umwelt und Gesundheit kaum wirksam eindämmen, selbst wenn alle geplanten Maßnahmen konsequent umgesetzt würden.„Wenn wir wollen, dass sich das Ökosystem schneller erholt, dann müssen die politischen Bemühungen eine aktive Sanierung des terrestrischen MMPW [Mismanaged Plastic Waste]-Pools, die Verbringung der zurückgewonnenen Kunststoffe auf Mülldeponien oder ihre Verbrennung beinhalten“Quelle: „Global environmental plastic dispersal under OECD policy scenarios toward 2060“Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.